Die Suche nach einer neuen UW Kamera

Ich bin derzeit auf der Suche nach einer neuen Unterwasser Kamera. Schon während meiner Ausbildung zum OWD habe ich mir eine Kamera günstig bei eBay gekauft: Eine Intova IC12 mit 12 Megapixel. Im Grunde keine wirklich schlechte Kamera und sie diente mir einige Jahre gut und sorgte für Urlaubserinnerungen. Aber das war es dann auch: Es waren keine besonders schönen Fotos. Die IC12 ist einfach viel zu Lichtunempfindlich und längst nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik. Nach einigen Versuchen mit einer GoPro – die nur gut ist für Videos bei einigermaßen gutem Licht – muss jetzt eine neue Kamera her.

Wichtig bei Allem ist es, sich darüber im Klaren zu werden, was man denn damit machen möchte! Will man High End? Will man knipsen? Will man etwas Ausbaufähiges? Sich selbst hin zu setzen und seine eigenen (in diesem Fall Knips-) Gewohnheiten und Bedürfnisse zu analysieren lohnt sich. Ich bin nicht der künstlerisch beste Fotograf und möchte es auch nicht werden. Ich möchte nur anständig gut vorzeigbare Fotos machen können mit vertretbarem Aufwand – das macht mir Spass. Sie müssen nicht in Zeitschriften abgedruckt oder Galerien aufgehängt werden können. Meine bessere Hälfte hat viel mehr Gespür für den richtigen Winkel und das Motiv – ich bin eher der Dokumentierende als der Künstler. Um seine eigenen Bedürfnisse besser kennen zu lernen ist ein Blick in die vergangenen Werke immer ein guter Anhaltspunkt. Daraus erstellt man einfach eine Liste:

Meine Anforderungen an eine Kamera:

  • Klein und Kompakt genug um sie unkompliziert mit den Urlaub nehmen zu können
  • Gute Fotos und Videos in HD – nicht notwendigerweise 4K
  • Möglichkeit mit Blitzen und Licht zu erweitern
  • Sehr Lichtempfindlich
  • Budget bis 1000€
  • Wasserdicht bis mindestens 40 Meter
  • Muss keinen optischen Sucher haben
  • Eine gewisse manuelle Einstellung des Bildes sollte möglich sein – nur nur Vollautomatisch

Diese Liste wendet man nun auf die unterschiedlichen Kameras an. Wobei wir auch gleich beim nächsten Thema sind: Es gibt komplett unterschiedliche Arten von Kameras. Die ActionCams (GoPro und Co.) habe ich in dieser Liste weg gelassen da diese zum Filmen unter Wasser gut sind aber zum Fotografieren aus eigener Erfahrung nur mäßig gut sind; Kompakte; Adventure Kameras (Wasserdichte Kompakte), Systemkameras und die Spiegelreflex Kameras. Nachfolgend stelle ich die unterschiedlichen Arten mit ihren Eigenheiten im Einzelnen vor und wie ich diese auf meine Kriterien angewendet habe:

Spiegelreflex DSLR Kameras

Spiegelreflex Kameras (Englisch digital single-lens reflex camera oder kurz DSLR) sind die Königsklasse der Kameras. Sie bieten quasi alles was das Herz begehrt: Vollformat Sensoren, optischen und digitale Sucher, höchste Auflösungen, Wechselobjektive und in der Summe damit die höchste Lichtempfindlichkeit.

Neben all diesen Vorteilen haben Spiegelreflex Kameras, speziell als Unterwasser Kameras aber auch Nachteile: Sie sind sehr groß und schwer. Zusammen mit Unterwassergehäuse kommen da einige Kilos zusammen. Gewicht das nicht nur mit in den Urlaub transportiert werden muss sondern unter Wasser auch austariert werden muss. Zu einem Unterwasser Gehäuse, das alleine schon dick im vierstelligen Bereich liegt, kommen dann noch Tarierarme und verschiedene Ports für die unterschiedlichen Objektive. Objektive sind, je nach Kamera auch sehr teuer – ganz abgesehen von den Kameras. Neben der Größe und Komplexität ist der Preis der entscheidende Nachteil. Von wenigen Tausend bis über Zehntausend Euro müssen da gerne mal investiert sein.

Dazu erfordert es Können und Hingabe gute Ergebnisse zu erzielen. Nur eine teure Kamera macht noch lange keine guten Fotos! Der Vorteil einer DSLR ist, dass man jeden Parameter bestimmen und dadurch in jeder Lebenslage best mögliche Fotos machen kann! Das funktioniert nicht im Vollautomatik Modus der, im Vergleich zu guten Kompaktkameras, kaum bessere Ergebnisse liefert. Kurzum: DSLRs sind für Liebhaber, Künstler und Leute für die Fotografieren beim Tauchen im absoluten Mittelpunkt steht, die bereit sind dafür sehr viel Zeit unter- und über Wasser auf zu bringen.

Vorteile:

  • Großer Sensor; Beste Bildqualität
  • Keine Shutter-Verzögerung
  • Bestes manuelles- und automatisches Fokussystem
  • Höchste Lichtempfindlichkeit
  • Wechselobjektive

Nachteile:

  • Größe und Gewicht
  • Preis
  • Kein Objektivwechsel unter Wasser

Warum eine DSLR für mich nicht in Frage kommt:

Nun, aus dem Text kann man es schon recht gut herauslesen: Das Budget würde bei Weitem überstrapaziert werden, zum Reisen eignen sie sich auch nur dann, wenn man sonst nicht viel Gepäck hat und „einfaches, unbekümmertes Fotografieren“ ist damit nicht möglich. Aus diesem Grund kann ich keine Ideen aus diesem Segment beisteuern… tut mir leid 😉

Systemkameras

Was versteht man unter „Systemkamera“? Der Begriff Systemkamera wird häufig für kompakte, spiegellose System-Digitalkameras in Abgrenzung zu digitalen Spiegelreflexkameras benutzt, obwohl Spiegelreflexkameras auch zu den Systemkameras gehören. Sie sind meist kompakter, da der Spiegelmechanismus im Inneren fehlt. Sie haben meist digitale Sucher – nur manchmal auch optische. Bei Systemkameras kann man ebenfalls Objektive wechseln um sie an die jeweiligen Motive an zu passen und sie haben weitreichende manuelle Verstell-Möglichkeiten die denen der DSLRs in nichts nachstehen. In einigen Systemkameras finden sich, ähnlich wie in den Spiegelreflex, Vollformat Sensoren mit guter Lichtempfindlichkeit und wenig Rauschen.

Für die Systemkameras spricht, dass sie deutlich kleiner und leichter sind als die Spiegelreflex und zumindest etwas günstiger. Auch die Gehäuse liegen unterhalb derer für Spiegelreflex Kameras. Allerdings muss man immer noch mit einem vierstelligen Betrag kalkulieren, will man nicht das absolut günstigste auf dem Markt kaufen – was dann wiederum kaum besser wäre als gute Kompakte.

Zu allererst habe ich mir Systemkameras angeschaut. Warum? Weil man bei ihnen, im Gegensatz zu Kompaktkameras die Objektive wechseln kann und die häufig verbauten Vollformat-Sensors versprechen bessere Bilder bei wenig Licht. Die Nikon 1 AW1 ist zum Beispiel eine Kamera die ich mir dabei angesehen habe. Sie kommt mit einem abnehmbaren Objektiv und ist Wasserdicht (schon ohne Gehäuse). Sie wäre demnach ein heisser Kandidat gewesen aber hat einige kleine Nachteile. Der größte: Sie ist zwar Wasserdicht, aber nur bis 15 Meter! Und ein wasserdichtes Gehäuse für größere Tiefen gibt es (nach meiner Suche) aktuell nicht. Ohne Gehäuse ist sie ausserdem recht empfindlich gegenüber Dreck und Stößen etc. und ob sie das längere Zeit mitmacht und nach wie vor Wasserdicht bleibt?

Meine weitere Recherche nach Systemkameras ergab, dass sie meist signifikant teurer und immernoch größer sind als gute Kompaktkameras. Schon die Unterwassergehäuse dazu sind teilweise exorbitant teuer. Ausserdem muss man sich vor dem Tauchgang entscheiden: Will man Objektiv A oder B – will man Marko, normal oder Tele fotografieren. Meist braucht man noch unterschiedliche Ports im Gehäuse für die unterschiedlichen Objektive – die ihrerseits auch den Geldbeutel strapazieren.

Vorteile:

  • Bessere Bildqualität als Kompakte und meist ebenfalls Vollformat Sensoren
  • Kompakter als DSLR
  • Wechselobjektive
  • Gutes manuelles- und automatisches Fokussystem

Nachteile:

  • Kein Objektivwechsel unter Wasser
  • Preis (bei guten Modellen & Gehäusen)

Warum ich mich letztendlich gegen eine Systemkamera entschieden habe:

Mein Fazit ist, dass das Budget von 1000€ kaum eine gute Systemkamera zulässt und diese ausserdem keinen Vorteil bietet für meinen Usecase. Ich möchte flexibel sein, mal Makro fotografieren, mal normale Brennweiten nutzen. Bei Systemkameras braucht man hierzu verschiedene, teure Objektive und Ports am Tauchgehäuse. Ausserdem ergeht man sich bei den vielen Möglichkeiten in technischen Details – und das war keines meiner vorherigen Ziele des „entspannten knipsen mit einigermaßen guten Resultaten“.

Kompaktkameras & Wasserdichte Kompakte

Also ging meine Suche unter den Kompaktkameras weiter zu welchen es Unterwasser Gehäuse gibt. Einige Hersteller, wie Sealife, bieten Komaktkameras, die bereits wasserfest sind in Tiefen bis zu 40m. Andere Hersteller bieten wasserdichte Kompaktkameras an, die bis in unterschiedliche Tiefen (10 bis 20 Metern) wasserdicht sind. Letztere brauchen, damit man damit in Tiefen bis 40 Metern vorstoßen kann, dennoch ein Unterwassergehäuse. Man sollte sich nicht täuschen lassen und denken, Kompakte seien immer nur günstig. Das Feld der Kompaktkameras geht auch bis weit über 1000€ hinaus. Hier ist man dann im Bereich der „Edlen Kompakten“ die von den Funktionen her deutliche Überlappungen haben mit ihren teureren Brüdern der höheren Gattungen.

Kompaktkameras sind, wie der Name schon sagt, kompakt. Es sind die üblichen „Knipsen“ die man so kennt. Sie bieten keine Wechselobjektive und Schnickschnack. Dafür sind sie klein, leicht und meist deutlich kostengünstiger als ihre Brüder der System- oder DSLR Klasse. Der Nachteil, dass sie keine Wechselobjektive bieten, gleichen manche Kameras durch beeindruckende eingebaute Objektive aus, sowie durch die Möglichkeit Nasslinsen, also Linsen die man aussen am Unterwassergehäuse anbringt, an zu stecken. Da die Kompaktkameras ob ihrer Größe und Bauform meist deutlich lichtschwächere Optiken sowie kleinere Sensoren haben, sind sie auf mehr Licht beim Fotografieren angewiesen. Ausserdem bieten sie oft nur zum Teil Manuell-Modi die es dem Fotografen erlauben die Parameter des Bildes manuell ein zu legen. Einen manuellen Fokus gibt es häufig nicht – Ausnahmen hierbei sind teure Kompakte wie die Sony RX100 oder Canon G7X.

Vorteile:

  • Klein und Kompakt
  • Preis
  • Durch Nasslinsen kann man die Brennweite unter Wasser ändern

Nachteile:

  • Kleinerer Sensor, weniger Lichtempfindlich, mehr Rauschen
  • Kleinere Batterie
  • Shutter Verzögerungen und langsamerer Fokus

Warum ich mich FÜR eine Kompakte entschieden habe:

Zum Einen ist es die einzige Kategorie bei der ein gutes Modell der Gattung samt Gehäuse in mein Budget passt. Zum Anderen eigenen sie sich gut zum Reisen da sie kompakt und leicht sind. Last but not least erlauben sie, einfaches gutes Fotografieren und auch mal ein Video zu drehen. Daher habe ich mich für eine Kamera aus diesem Segment entschieden. Welche? Das werde ich verbloggen sobald sie in meinem Besitz ist und die ersten Fotos im Kasten sind 😉

Liste von Kameras die ich mir angesehen habe:

Art: K=Kompaktkamera; WK=Wasserdichte Kompakte; S=Systemkamera; SR=Spiegelreflex
Bei den Gehäusen wird jeweils das günstigste gefundene oder das Original Gehäuse gelistet.

Kamera Art Auflösung Preis Gehäuse
Nikon 1 AW1 S  14.2 MP  769,00 €  –
Sony RX100 IV K  20.1 MP  799,99 €  199,99 €
Canon G7X K  20.1 MP  548,96 €  209,99 €
Nikon COOLPIX AW130 WK  16 MP  305,55 €  –
Olympus TG-4 WK  16 MP  389,00 €  324,86 €
Olympus OM-D S 16 MP  674,00 €  1.450,00 €
Panasonic LUMIX DMC-TZ61EG-S K  18.1 MP  256,00 €  270,81 €
Canon PowerShot S120 K  12.1 MP  549,00 €  211,28 €
Sony Alpha 7 II SR  24.3 MP  1.749,79 €  212,43 €
Olympus OM-D E-M5 Mark II S  16 MP   1.385,00 € 969,00 €
Canon EOS 750D SR  24 MP  639,00 €  1.525,00 €
Sealife Micro 2.0 WK  16 MP  489,21 €  –

Alle Angaben ohne Gewähr

Fazit

Der Markt an Fotoapparaten ist enorm groß. Daher lohnt es sich um so mehr sich einige Vorgedangen zu machen bevor man sich auf die Suche begibt. Denn sonst droht man sich in der Vielfalt zu verlieren. Für mich war die Ideale Kamera eine Kompakte, mein Budget habe ich auf 1000€ limitiert. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Auch bieten die unterschiedlichen Kategorien deutliche Überschneidungen sodass eine Auswahl niemals absolut sein kann. Dieser Artikel soll aber so Manchem der, wie ich, auf der Suche ist und überhaupt keine Ahnung hat, einen Anhalts- oder Startpunkt geben.


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2 Kommentare

  1. Hi Tino,
    vielen Dank für das Kompliment. Auch deine Seite hat mir bei manchen Überlegungen und der Auswahl einer Kamera geholfen.
    Mittlerweile habe ich meine Sony RX100 ja schon seit einigen Monaten und ich bin restlos begeistert. Sie tut genau all das was ich wollte – und noch viel mehr. Jetzt ist wieder nur der Fotograf der limitierende Faktor bei der Bildqualität, nicht die Kamera 😉
    Ich bin leider noch nicht dazu gekommen dies in einem Artikel zu verbloggen – kommt aber noch. Auch ein Artikel zu meinem Tauchurlaub auf Bali, indem ich viele Fotos gemacht habe, kommt noch.

  2. Hallo Peter,
    das Problem das du hier beschreibst habe ich vor etwa drei Jahren auch durchlebt. Zu dem Zeitpunkt gab es noch gar nicht so viele leistungsstarke Kompaktkameras wie heute.

    Aber wenn du mich fragst, gibt es mittlerweile immer weniger Gründe, selbst für erfahrenere Fotografen, auf eine Systemkamera oder sogar Spiegelreflex zu setzen. Die Kompaktkameras, allen voran die Sony RX100 und die Canon G7X Mk II sind überaus versatile Geräte, die mit dem deutlich größeren Zoombereich und der Möglichkeit von Zusatzlinsen, sowohl Weitwinkel als auch Makroaufnahmen während eines Tauchgangs zu erstellen, punkten.

    Und wenn du mal die Zeitschriften und Wettbewerbe so anschaust, wird dir auffallen, dass es immer mehr Kompaktkameras werden. 😉

    Ich selbst habe mich damals auch für eine Kompakte entschieden und würde es für den Anfang auch wieder tun. Allerdings gibt es einige Funktionen oder Eigenschaften meiner DSLR die mir unter Wasser doch öfter fehlen.

    Ich bin gespannt auf Bilder von dir. Mach auf jeden Fall weiter so, denn dein Blog ist echt nett geschrieben.

    Viele Grüße
    Tino

    von http://unterwasser-fotografieren.de

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