PADI Specialties Sinn und Unsinn

Padi Taucher werden hin und wieder von Tauchern anderer Verbände belächelt. Nicht nur wegen angeblich lascher Ausbildungsmethoden sondern auch, weil die Ausbildung von Padi auf den Erwerb von Brevets von sogenannten Specialties ausgelegt ist. Damit wird ihnen vorgeworfen nur aufs Geld aus zu sein. Und obwohl das Unternehmen kaum vorgeworfen werden kann, hinterlässt es einen faden Beigeschmack nicht nur auf das Wohl der Auszubildenden aus zu sein.

Das hier soll kein Padi-Basing werden. Ich bin der Meinung, dass die Qualität der Ausbildung maßgeblich von der Qualität des Ausbildenden abhängt und nicht vom Verband. Dieses Zitat jedoch bringt Padi als weltweiten Standard gut auf den Punkt:

„PADI to me is like McDonald’s Hamburgers, you can’t deny the ability for McDonald’s to provide a specific average quality of burger worldwide. The same is true of PADI anywhere in the world you can find a PADI facility that will provide you a predictable type of dive experience.“

NAUI Instructor

Trotz eines einheitlich guten Standards bleibt natürlich der Vorwurf, dass Leuten mit „Specialties“ das Geld aus der Tasche gezogen werden soll. Und das stimmt zum Teil in meinen Augen.

Padi Kursplan mit Specialties

Aber was sind Specialties überhaupt? Neben der eigentlichen Haupt-Ausbildung aus Taucher, über Stufen wie „Open Water Diver“, „Advanced Open Water Diver“ bis hin zum „Dive Master Scuba Diver“ oder höher. Neben diesem Haupt-Ausbildungsweg (im Bild horizontal oben in Hellblau) kann man noch Erweiterungen erwerben: Specialties (jeweils vertikal in Dunkelblau). Die erweitern und vertiefen die Kenntnisse der Haupt-Ausbildung und erlernen Kenntnisse zu speziellen Bedingungen, Besonderes Equipment oder Umgebungen.

Als frisch gebackener Open Water Diver schaut man sich die Liste an und denkt sich „So viel zu lernen, so viele Zertifikate zu machen“ – das stimmt auch zum Großteil. Allerdings sind nicht alle Specialties gleich sinnvoll. Und hier kommen wir auch gleich zum Thema dieses Blogbeitrages.

Kriterien für die Bewertung der Specialties

Ich habe die Specialties in drei Kategorien eingeteilt. Nachfolgend erkläre ich die drei Kategorien und die Kriterien die ich angewendet habe weswegen eines der Specialties in einer der drei Kategorien gelandet ist. Hierbei stelle ich mich für jedes Specialty die drei folgenden Fragen:

  1. Werde ich jemals eine solche Brevetierung für einen Tauchgang vorweisen müssen?
  2. Wird diese Brevetierung mir Zugang verschaffen zu weiteren Kursen in der Zukunft? Ist es ein Schritt in der Ausbildung den ich nehmen muss um weiter zu kommen?
  3. Kann mir diese Fertigkeit auch jemand beibringen ohne das diese mir Brevetiert wird, zum Beispiel in einem Tauchverein oder von einem erfahrenen Taucher?

Anhand dieser drei Fragen, habe ich die Specialties in eine der folgenden drei Kriterien eingeteilt:

  1. „Erforderlich“ bedeutet, dass diese Specialties für manche Tauchgänge erforderlich sind und man die Brevets ggf. vorzeigen muss um diese Tauchgänge zu machen. z.B. wenn man Nitrox tauchen möchte, muss man den „Enriched Air Diver“ nachweisen können. Oder es sind Specialties die erforderlich sind um eine höhere Stufe in seiner Tauchausbildung erreichen zu können. Hier werden grundsätzliche Fähigkeiten und Wissen erlernt.
  2. „Sinnvoll“ sind sinnvolle aber nicht zwingend notwendige Specialties. Sie erweitern das bereits gelernte und lernen neue Fähigkeiten bzw. vertiefen bereits gelerntes. Insgesamt bringen sie dich als Taucher, wenn man sich für das Thema interessiert, einen Schritt weiter. Allerdings wird selten bis niemals jemand nach einem Brevet fragen – wenn ihr jemand habt, der euch das ohne Brevet beibringen kann, ist das oft genauso gut.
  3. „Unsinn“ sind in meinen Augen tatsächlich unsinnige Specialties. Sie kosten nur Geld und haben keine wirkliche Relevanz. Beispielsweise „Pep Performance Buoyancy“: Die Tarrierung sollte man selbst und ständig trainieren und sich darin üben besser zu werden. Erfahrung bringt hier schon enorm viel zusammen mit dem Rüstzeug aus den anderen schon besuchten Kursen. Niemand wird euch jemals nach einem solchen Brevet fragen. Wenn man sich für Korallen oder das Project Aware interessiert und es als Hobby sieht, kann man den Kurs natürlich trotzdem machen!

Hier meine (nicht ganz vollständige) Liste

ErforderlichSinnvollUnsinn
Deep DiverDry Suit DiverBoat Diver
Enriched Air DiverSearch and Recovery DiverDrift Diver
Wreck DiverDiver Propulsion VehiclePeak Performance Buoyancy
Cavern DiverAltitude DiverUnderwater Videographer
Ice DiverEquipment SpecialistUnderwater Naturalist
Sidemount DiverFull Face MaskFish Identification
Night DiverAWARE Shark Conservation
Search and RecoveryProject AWARE Specialist
Self-Reliant DiverCoral Reef Conservation
Dive Against Debris
Underwater Photographer

Es bedeutet nicht, dass Kenntnisse der Specialties aus den Kategorien „Sinnvoll“ und auch in „Unsinn“ nicht notwendig oder unsinnig wären! Es bedeutet lediglich, dass man sie auch auf anderem Wege, vielleicht inoffiziell, erwerben kann – durch eigenes Studium von Büchern, viel Übung und Lesen oder soziales Engagement. Auch möchte ich nicht sagen, dass man die Kurse unter „Unsinn“ überhaupt nicht machen sollte! Solange man sich dessen bewusst ist, dass man es aus Spaß am Hobby macht, dabei aber kein konkretes Ziel verfolgt.

Beispiele

Beispielsweise wird dich der Kurs „Digital Underwater Photographer“ / „Underwater Videographer“ nicht in den wenigen Stunden zum Profifotografen oder Videografen machen. Er gibt einem das Rüstzeug bzw. dir den guten Start auf den Weg dorthin. Etwas das man machen kann – aber nicht muss. Selbiges kann man sich auch selbst beibringen durch Videos, Lesen und viel Übung (letzteres braucht es sowieso!). Beim Fotografieren und Videos machen kommt es sehr häufig ohnehin auf Kenntnis der eigenen Kamera an, dem generellen Verständnis davon Licht auf SD Karten ein zu fangen und weniger auf den taucharischen Aspekt (abgesehen vom Tarieren). Ausserdem muss der Instructor, der den Kurs lehrt nicht zwangsläufig ein guter Fotograf sein! Ein Volkshochschul- oder YouTube-Kurs über Fotografieren im allgemeinen hilft auch schon ein gutes Stück weiter. Oder man liest viel im Internet oder fragt erfahrenere Video- und Photografen um Rat.

Der Kurs „Underwater Naturalist“ / „Underwater Naturalist“ wird dich nicht zum Fisch Experten machen. Und im Grunde kann man sich den Inhalt auch selbst, durch Fisch-Bücher und Fisch-Bestimmungskarten selbst beibringen. Allerdings kann es natürlich dennoch interessant sein die hiesige Fauna von einem Experten erklären zu zeigen zu lassen.

Padi Specialty Brevet Karten

Peak Performance Buoyancy“ hört sich zwar auf den ersten Blick sinnvoll an, jedoch wird hier lediglich auf dem aufgebaut, dass man im Open Water Diver und Advanced Open Water Diver bereits gelernt hat. Und obwohl die Tarrierung wohl die wichtigste Fertigkeit beim Tauchen ist, kann man sie nur durch sehr viel Übung und noch mehr Erfahrung wirklich perfektionieren. Ein bezahltes Brevet ändert daran nur wenig. Wenn man also nach einem OWD Kurs schlecht Tarieren kann sollte man sich an den Tauchlehrenden wenden und ihn bitten seine Arbeit gut zu machen. Wenn man sein Können verbessern möchte, kann man sich an erfahrene Taucher wenden und sie werden mit Tips, Tricks und Übungen behilflich sein. Am Ende hilft aber nur ständiges an sich selbst arbeiten und viel Taucherfahrung!

Will man zum Beispiel Trockentuchen gehen, ist ein „Dry Suit Diver“ Brevet dafür in den seltensten Fällen essentiell. Jeder kann einen „Trocki“ kaufen und benutzen. Allerdings ist er dann selbst für das Risiko mit den Füßen zuerst aus 20 Metern Tiefe an die Oberfläche zu schießen. Zwar kann man die Fertigkeiten auch ohne Kurs erlernen, aber der Kurs gibt einem die Sicherheit es von jemand fachkundigem ordentlich beigebracht bekommen zu haben.

Letztes Beispiel wäre „Enriched Air Diver„. Möchte man Nitrox tauchen, ist ein Brevet die Voraussetzung dafür und man muss den Kurs nachweisen können. Man kann sich die Fertigkeiten bzw. das Wissen eingeständig in der Form beibringen, dass es mir für meine spätere Ausbildung nutzt? Nein, kann man nicht. Ist dieses Specialty die Voraussetzung für weitere Kurse? Ja, zum Beispiel für Tec Kurse oder Advanced Nitrox.

Fazit

Nicht alle Specialties sind essentiell notwenig und manche sogar unsinnig. Meine Fragen und meine Kategorisierung sollen aber lediglich als Denkanstoß gelten. Wie wichtig ein Kurs ist, kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Das hängt von den eigenen Fertigkeiten, von den eigenen Ambitionen, von den Möglichkeiten (Zeit, finanziell) oder auch Gelegenheiten ab.

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3 Kommentare

  1. drift diver ist in einigen Füssen in der Schweiz Voraussetzung, das man mit tauchen kann, das brevet wird effektiv verlangt. Traurig ist das es so teuer ist in der Schweiz, ich glaube viele dieser Kurse wären eher sinnvoll, wenn der Preis normal wäre. Oder man sie günstiger in einem Set erwerben könnte z.B. Nitrox (nur Theologie) + drift diving mit Nitrox, dafür aber günstiger als beide einzeln.

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