Ohren auf beim Tauchen

Luft gefüllte Hohlräume stellen beim Tauchen immer eine Herausforderung dar. Ein sehr empfindlicher Luft gefüllter Hohlraum ist unser Innenohr. Von einer verhältnismässig simplen Entzündung des äußeren Gehörgangs, auch “Otitis Externa” genannt, bis hin zu schweren Verletzungen des Trommelfells sowie des Mittel- und Innenohrs durch ein Barotrauma, ist alles möglich. Taucher sollten demnach sehr gut auf ihr Ohr und unter Anderem auch den Druckausgleich zwischen Innenohr und Umgebungsdruck achten. Doch nicht nur der Druck, auch Bakterien oder Zug können dem Ohr zu schaffen machen. Dieser Beitrag soll sich demnach dem Taucher-Ohr widmen: Ohren auf beim Tauchen!


Druckausgleich

Glücklicherweise lässt sich ein Barotrauma in den allermeisten Fällen einfach vorbeugen und verhindern. Es entsteht durch rasch steigenden oder fallenden Aussendruck und dem Luft gefüllten Hohlraums des Mittelohrs. Das Mittelohr steht nur durch die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) in Verbindung mit der Aussenwelt und damit mit dem sich dort befindlichen Drucks. Die Eustachischen Röhren führen vom Mittelohr in den Rachen und sorgen dort für den Druckausgleich. Meist merkt man dies in hohen Fahrstühlen, beim Landen oder Starten eines Flugzeuges oder bei Berg- und Talfahrten.

Sinkender Umgebungsdruck (Auftauchen)

Von Geo-Science-International, original weok by BruceBlaus. – File:Blausen 0330 EarAnatomy MiddleEar.png, CC BY-SA 4.0

Sinkt der umgebende Druck, etwa beim Hochfahren mit einem Fahrstuhl, bei der Fahrt in die Berge, beim Start eines Flugzeuges oder beim Auftauchen nach einem Tauchgang, ist der entstehende Überdruck im Ohr meist recht einfach durch Schlucken oder Gaumenbewegungen zu beseitigen. Er sorgt dafür, dass die Eustachischen Röhren sich im Rachen öffnen und der Druck entweichen kann. Häufig jedoch entweicht der Druck ohne das man hierzu etwas tun müsste von ganz alleine.

Entweicht der Druck nicht von alleine, stellt sich ein leichter Druck im Ohr ein, sollte man den Aufstieg stoppen und einen Druckausgleich versuchen her zu stellen. Denn nach nur wenigen Metern wandelt sich der Druck in einen immer stärker werdenden Schmerz und es besteht die Gefahr sich ernsthafte Verletzungen zuzuziehen. Die Methoden einen Durckausgleich herbei zu führen sind identisch mit dem “Steigenden Umgebungsdruck (Abtauchen)”.

Steigenden Umgebungsdruck (Abtauchen)

Noch stärker als beim Auftauchen merkt man einen steigenden Umgebungsdruck der beim Abtauchen auftritt. Bereits wenige Zentimeter spürt man in den Ohren deutlich. Entsprechend wichtig ist ein guter Druckausgleich zwischen Mundhöhle und Mittelohr. Ist dieses einige Dutzend Zentimeter oder wenige Meter nicht möglich, sind nicht nur die Schmerzen extrem, auch das Verletzungsrisiko ist groß. Denn wird der Außendruck zu groß, kann das Trommelfell reißen und Wasser dringt in das Mittel- und Innenohr ein. Dies kann zu Auftreten eines Drehschwindels und Orientierungsverlust führen und unter Umständen führt der Schmerz und der Orientierungsverlust zu Panik. Panik ist die größte Gefahr beim Tauchen und resultiert oft in einem unkontrollierten Aufstieg welches wiederum zu einem lebensgefährlichen Barotrauma der Lunge oder zu einer Dekompressionskrankheit führen kann.

Tatsächlich erzeugen wir andauernd wieder einen Druckausgleich indem wir schlucken. Beim Schlucken straffen die Muskeln das Gewebe im Mund und ziehen die Eustachischen Röhren auf. Dadurch kann Luft zwischen Ohr und Rachen strömen. Dies kann man oft als Ploppen oder Knacken beim Schlucken oder Gähnen hören.

Beim (ab)Tauchen jedoch wird unserem Ohr ein sehr viel größerer und schnellerer Druckanstieg zugemutet als wofür es ursprünglich mal gedacht war. Deswegen muss man hier ab und an nachhelfen. Die Faustregel besagt, mindestens ein Mal pro Meter Abstieg einen Druckausgleich bewusst durch zu führen. Folgende Methoden können dabei zu Hilfe genommen werden:

Passive Methode

Die passive Methode tritt am häufigsten beim Auftauchen eine Rolle. Die Luft aus dem Mittelohr entweicht von alleine aus dem Ohr und der Druck gleicht sich aus. Beim Abtauchen reichen öfter in größeren Tiefen leichte Bewegungen im Mund, Schlucken oder leichtes Gähnen um einen Druckausgleich her zu stellen.

Toynbee Manöver

Beim Toynbee Manöver hält man sich die Nase zu und schluckt. Das Schlucken und die Zungenbewegungen öffnet die Eustachischen Röhren und es kommt zu einem Druckausgleich.

Frenzel Technik

Die Frenzel-Technik zum Druckausgleich besteht darin, dass man den Mund schließt und die Zunge gegen den Gaumen drückt, um eine Art “Pfeifton” zu erzeugen. Dies ermöglicht es dem Taucher, den Druck in den Ohren auszugleichen, ohne den Druckausgleichspfropfen im Ohr zu benutzen. Die Frenzel-Technik ist besonders nützlich, wenn der Taucher keine oder nur begrenzte Zugangsmöglichkeiten zu seinen Ohren hat, z. B. bei engen Tauchgängen oder bei eingeschränkter Beweglichkeit.

Es ist wichtig zu beachten, dass es einige Übungen und Training erfordert, um die Frenzel-Druckausgleichsmethode effektiv anzuwenden, und dass es für einige Taucher möglicherweise nicht die beste Option ist. In solchen Fällen ist es ratsam, alternative Techniken wie den Valsalva-Druckausgleich oder den Toynbee-Druckausgleich zu versuchen.

Vasalva Technik

Das Valsalva-Manöver wird den meisten Tauchern während der Ausbildung als die Technik zum Druckausgleich beigebracht. Es besteht darin, den Mund zu schließen und durch die Nase auszuatmen, während man gleichzeitig die Nase zuhält. Dies erzeugt einen erhöhten Luftdruck im Brustraum, der auf die Ohren übertragen wird, um den Druck auszugleichen.

Während die Vasalva Technik sehr einfach zu erlernen ist, hat sie auch einige signifikante Nachteile:

  • Sie beinhaltet nicht die Benutzung von Muskeln welches die Eustachischen Rühren öffnen und ist daher nur bedingt geeignet bei Blockaden eben dieser.
  • Möglicherweise nicht die beste Option für Taucher mit geschädigtem Trommelfell oder anderen Ohrproblemen

Es ist wichtig zu beachten, dass es für jeden Taucher unterschiedlich sein kann, welche Methode zum Druckausgleich am besten funktioniert. Daher ist es ratsam, verschiedene Techniken auszuprobieren, um die am besten geeignete Methode zu finden. Außerdem ist es wichtig, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen, bevor man mit dem Tauchen beginnt, um mögliche Ohrprobleme auszuschließen.

Vorbereitung

Wie die meisten Probleme kann man durch eine gute Vorbereitung und ein offenes Auge (oder Ohr 😉) Schwierigkeiten unter Wasser vermeiden. Deshalb sollte man schon vor dem Tauchgang die Eustachischen Röhren lockern und ein paar Mal einen sanften Druckausgleich mit der Frenzel oder Valsalva Technik durchführen. Wenn man dies an Land mehrfach erfolgreich hin bekommt lockert und befreit es nicht nur die Eustachischen, und macht daher den Druckausgleich unter Wasser einfacher, es deckt auch Probleme an Land auf. Bei den Versuchen sollte ein einfacher Druckausgleich ohne Schmerzen möglich sein.

Des Weiteren sollte man beim Tauchen immer genügend Trinken. Nicht nur hat das Auswirkungen auf den Gas-Austausch im Blut sondern auch auf die Viskosität des Schleims in Nase und Nebenhöhlen – und die Nasengänge damit teilweise blockieren oder die Durchgängigkeit erschweren. Daher reiht sich ein guter Druckausgleich ein in die Liste der Gründe vor dem Tauchen ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Wenn man empfindlich für Probleme beim Druckausgleich ist, sollte man auch auf Produkte verzichten die vermehrt Schleimbildend sind. Milch, alle Arten von Milchprodukten und Tabak zählen dazu. Auf Alkohol sollte man vor einem Tauchgang sowieso verzichten, aber auch dieser kann zu vermehrter Schleimproduktion führen und sollte damit auch schon aus dem Grund vom Speiseplan vor einem Tauchgang verschwinden.

Weitere Risikofaktoren sind Zugluft – welche zu Erkältungen führen kann oder Bakterien. Beide Risiken lassen sich reduzieren indem die Ohren gut getrocknet ggf. Desinfektions-Ohrentropfen verwendet werden und die Spülung der Ohren mit Wasser vermindert wird. Wer es nicht mag ständig, auch im warmen Wasser, eine Kopfhaube zu tragen, dem sei dieses (siehe Abbildung) Scubapro Kopfband sehr empfohlen. Ich trage es ab und zu unter Wasser aber besonders ausserhalb auf dem Tauchboot.

Durchführung

Früh und Häufig

Der Druckausgleich sollte so früh wie möglich und so häufig wie möglich durchgeführt werden. Tauchen Schwierigkeiten auf, liegt das meist daran, dass zu lange damit gewartet wird. Daher sollte man nicht erst warten bis sich ein signifikanter Druck im Ohr oder gar Schmerzen zeigen um mit dem Druckausgleich an zu fangen. Auch sollten na sich nicht genieren bereits in einem Meter Tiefe oder jeden Meter Abstieg einen Druckausgleich zu machen aus Furcht man sieht aus wie ein Anfänger. Es ist kein Zeichen von Unerfahrenheit häufig Druckausgleich zu machen sondern von Vorsicht und von Kenntnis der Gefahren es nicht zu tun!

Langsam

Je schneller man abtaucht, umso schneller steigt der Druck und desto schwieriger ist der Druckausgleich bzw. desto schneller muss man reagieren. Deshalb sollte der Abstieg langsam und kontinuierlich durchgeführt werden um den Ohren Zeit zu geben sich an den Umgebungsdruck an zu passen und um dem Taucher die Gelegenheit zu geben schnell und rechtzeitig auf Probleme zu reagieren. Der Abstieg an einer Leine hilft die Abstiegsgeschwindigkeit zu kontrollieren – sollte also eine verfügbar sein, sollte man sie nutzen. Ausserdem besteht imm die Möglichkeit beim Abstieg kurze Pausen ein zu legen um den regelmässigen Druckausgleich durch zu führen und zu vergewissern dass alles in Ordnung ist. Bei jeder Schwierigkeit einen Ausgleich durch zu führen sollte man ein kleines Stück weiter auftauchen, es nochmals versuchen und notfalls den Tauchgang abbrechen.

Füße zuerst

Taucher sollten nach Möglichkeit mit den Füßen zuerst absteigen. Wenn man kopfüber abtaucht baut dies zusätzlichen Druck in den Ohren auf und kann ggf. den Druckausgleich ebenfalls erschweren. Abtauchen mit den Füßen voraus ist ohnehin sicherer.

Fazit

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass der Druckausgleich einer der wichtigsten Dinge ist die beim Auf- und Abtauchen zu beachten sind. Schwierigkeiten damit sollten immer ernst genommen werden und im Zweifel zum Abbruch des Tauchgangs führen. Daher gilt immer: OHREN AUF BEIM TAUCHEN!


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