Das man beim Tauchen trinken soll, lernt man bereits in der Tauchausbildung. Doch warum ist das so? Und wieso kann das überhaupt gefährlich werden, wenn man zu wenig trinkt? Genau darum soll es bei diesem Artikel gehen.
Dabei betrachte ich normale Tauchgänge von 60 bis 90 Minuten unter normalen Bedingungen. Und bereits da lohnt sich ein genauer Blick auf den Flüssigkeitshaushalt und die Gefahr der Dehydration.
Was ist Dehydration?
Dehydration bedeutet kurz gesagt eine verringerte Flüssigkeitsaufnahme oder durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr und der daraus resultierende Volumenmangel der extrazellulären Flüssigkeit. Einfach: Flüssigkeitsmangel im Körper. Und wie wichtig Wasser für unseren Körper ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass unser Körper zu 50 bis 60% aus Wasser besteht! Ein Großteil dieses Wassers (etwa 40% des Körpergewichts) befindet sich als Intrazelluläre Flüssigkeit innerhalb unserer Körperzellen. Weitere 20% des Körpergewichts machen Extrazelluläres Wasser aus. Dieses findet man hauptsächlich im Blutplasma und Gewebswasser. Folglich das Blut das erste, dem Wasser entzogen wird! Erst später folgt das Gewebswasser.
Man unterscheidet drei Arten der Dehydration:
Isotone Dehydratation: Entsteht bei unzureichender Wasser- und Natriumzufuhr. Hierbei verliert der Körper in gleichem Maße Salz und Wasser wodurch sich der osmanische Druck des Extrazellularraums nicht ändert.
Hypertone Dehydratation: Entsteht beim Verlust von Wasser ohne entsprechenden Salzverlust. Dies kann bei Fieber der Fall sein und führt im Extremfall zum Verdursten. Übermäßiges Schwitzen bei körperlicher Arbeit ohne einen Wasserausgleich hat den gleichen Effekt, da Schweiß eine hypotone Flüssigkeit ist.
Hypotone Dehydratation: Wenn im Verhältnis zum Wasserverlust zu viel Salz ausgeschieden wird, entsteht eine hypotone Dehydratation. Beispielsweise bei starkem Schwitzen und Wasserausgleich durch salzarme Flüssigkeit (reines Wasser) ist in der Bilanz die Salzausscheidung höher als die Wasserausscheidung. Zum Ausgleich genügt Mineralwasser oder sogenannte Iso-Getränke, die isoton (im Vergleich zum Blutplasma) sind. Hypertone Flüssigkeiten zu trinken, ist nicht nötig, da der Körper überschüssiges Wasser gegebenenfalls über die Nieren ausscheiden kann.
Da alle drei Arten von Dehydration beim Tauchen eine Rolle spielen können, sollte man nicht nur darauf achten DAS sondern auch WAS man trinkt. Aber ganz gleich welche Art von Dehydration man erleidet, es führt immer zum Eindicken des Blutes. Dies halt zur Folge, dass die Gasdiffusion im Körper verändert wird und der Abtransport von Gasen beim Auftauchen gestört wird. Darüber hinaus besitzt ein dehydrierter Körper einen beschleunigten Puls und eine schnellere Atmung. Beides zusammen führt zu einer gesteigerten Stickstoffaufnahme und einer schnelleren Sättigung des Körpergewebes mit Stickstoff! Da beide Phänomene parallel auftreten (Gesteigerte Sättigung und Verringerter Abbau), ist es nicht verwunderlich, dass Flüssigkeitsmangel einer der häufigsten Faktoren bei Dekompressionskrankheiten ist!
Ursachen für Wasserverlust
Welches sind die Hauptursachen von Dehydration, speziell beim Tauchen? Wo verliert man überhaupt Flüssigkeit?
Immersionsdiurese oder auch Taucherdiurese
Beim Tauchen löst der steigende Wasserdruck und die sinkende Temperatur eine Zentralisation des Blutes zum Körperstamm hin aus. Dadurch wird dem Körper ein erhöhter Blutdruck signalisiert, was wiederum die Ausschüttung des Hormons ADH (Antidiuretische Hormon) hemmt. ADH bewirkt die vermehrte Rückgewinnung von Wasser aus dem Primärharn, wodurch der Urin konzentriert wird und sein Volumen abnimmt. Die gehemmte Ausschüttung führt dazu, dass vermehrt Urin gebildet wird. Kurzgesagt: Es landet während eines Tauchgangs ungleich mehr Flüssigkeit in der Blase – diese geht unserem Körper verloren.
Schwitzen
Der Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen kann erheblich sein! Man darf Schwitzen niemals als Ursache für eine Dehydration anschließen, denn während ein Mensch im Ruhezustand nur ca. 200 bis 400 ml Flüssigkeit pro Tag über die Haut verliert, kann diese Menge bei Anstrengung und großer Hitze auf deutlich über 10 Liter pro Tag ansteigen. Daher sollte man niemals den Flüssigkeitsverlust unterschätzen den man hat, wenn man mit der schweren Ausrüstung in einem Neoprenanzug in der Sommersonne hantiert! Wenn man in warmen Gefilden oder mit einem Trockentauchanzug taucht, sollte man auch das Schwitzen unter Wasser nicht unterschätzen!
Atmung
Durch die Atmung verliert jeder gesunde Mensch am Tag um die 400ml Flüssigkeit. Jedoch atmen Taucher unter Wasser getrocknete Luft! Diese Luft wird durch den Kompressor vor der Abfüllung in die Flasche getrocknet um ein Kondensieren der Flüssigkeit in der Flasche und damit Korrosion in der Flasche zu vermeiden. Wenn diese trockene Luft eingeatmet wird, wird sie durch unsere Bronchien wieder befeuchtet. Auf diese Weise verlieren wir fast unbemerkt eine Menge Feuchtigkeit während des Tauchgangs. Nur der trockene Mund am Ende eines Tauchgangs zeugt davon.
Erkrankungen & Alkoholgenuss
Natürlich spielen auch Erkrankungen bei einer Dehydration eine Rolle. Besonders bekannt sind in Urlauben Durchfall oder Erbrachen. Hierzu zählt übrigens auch schon ein leichter Kater nach einer Partynacht mit Alkohol! Hierüber verliert der Körper auch signifikante Mengen an Flüssigkeit. Daher sollte man es sich drei Mal überlegen ob man, bei einer solchen existierenden Krankheit ins Wasser geht.
Symptome für Dehydration
Ab ca. 2% Flüssigkeitsverlust warnt uns unser Körper und wir verspüren Durst. Jedoch Vorsicht: Warme Temperaturen, feuchte, salzhaltige Luft können uns täuschen und, speziell im Urlaub, erst sehr viel später Durst verspüren. Neben Durst, kann man Dehydration auch an der Farbe des Urins erkennen – oder gar dem Ausbleiben des Urins (siehe Grafik).
Man kann grob drei Stufen der Dehydration unterscheiden:
Denn bereits ab ca. 2 bis 5% Flüssigkeitsverlust kommt es, durch das Eindicken des Blutes, zu ersten unspezifischen Zeichen einer milden Dehydration. Anzeichen hierfür sind Krämpfe, trockener Mund, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Reizbarkeit, Kreislaufschwäche. Diese Symptome sind an sich noch nicht Gesundheitsgefährdend, aber bereits in diesem Stadium herrscht eine erhöhte Gefahr einer Dekompressionskrankheit.
Bei einem Flüssigkeitsverlust von 5 bis 10% kommt es bereits zu einer mittelschweren Dehydration welche sind in einem ausbleibenden Harndrang, Lethargie oder starke Schläfrigkeit, Schwindel, Krämpfen, beschleunigte Atmung und Puls, einem Abfall des Blutdrucks under gar einem Kollaps äußert. Spätestens hier sollte man unbedingt und unter allen Umständen Flüssigkeit zuführen und dringend einen Arzt aufsuchen um sich durchchecken zu lassen.
Ab einem Flüssigkeitsverlust von mehr als 15% besteht höchste Lebensgefahr denn man leidet an einer schweren Dehydration. Es besteht die Möglichkeit eines Kreislaufzusammenbruchs, Nierenversagen, Bewusstlosigkeit oder Herzstillstand.
Aus dieser Liste geht ebenfalls hervor, dass es nicht ausreicht erst dann zu trinken wenn man Durst bekommt, denn Durst ist bereits das erste Anzeichen, dass zu wenig Flüssigkeit im System ist! Speziell wenn es um das Tauchen geht, wo man über einen längeren Zeitpunkt während des Tauchganges nichts trinken kann, kann es nach dem Tauchgang schon zu spät sein, denn man benötigt die Flüssigkeit im Körper bereits währenddessen!
Dehydration vermeiden!
Viel Trinken!
Um eine Dehydration zu vermeiden lautet die einzige Zauberformel: AUSREICHEND TRINKEN! Und das nicht erst, wenn man Durst verspürt sondern gleichmäßig über den Tag verteilt. Die empfohlene Flüssigkeitsmenge pro Tag liegt für einen Erwachsenen zwischen 30 und 35ml pro Kilo Körpergewicht. Das ergibt für folgende Gewichte optimale Flüssigkeitsmengen von:
- 50kg: 1,5l bis 1,75l
- 75kg: 2,25l bis 2,63l
- 90kg: 2,7 bis 3,15l
Diese Mengen schließen die über die Nahrung aufgenommene Flüssigkeit mit ein. Da die Menge der über die Nahrung aufgenommene Flüssigkeit jedoch sehr schwer zu bestimmen ist (die Flüssigkeitsgehälter unterscheiden sich dramatisch!), sollte man im Zweifel diese Mengen für die reine Trinkmenge heranziehen – speziell wenn es um das Tauchen geht. Diese Mengen berücksichtigen ebenfalls nicht den erhöhten Verlust von Flüssigkeit beim Tauchen, durch Sport oder beim Schwitzen in warmen Urlaubsregionen! Daher sollten diese Mengen nur als absolute Baseline gesehen werden! Wie beim Tauchen auch, sollte man lieber mehr als weniger trinken um sich immer sicher im grünen Bereich zu wissen.
Darüber hinaus macht es keinen Sinn kurz vor dem Tauchgang viel zu trinken oder direkt danach zu versuchen den Flüssigkeitsverlust auf Biegen und Brechen ausgleichen zu wollen. Der Körper kann schlichtweg große Mengen an Wasser nicht schnell genug im Körper verteilen um den vollen positiven Effekt zu genießen. Es wird empfohlen gleichmäßig über den Tag verteilt zu trinken und die Trinkmenge insgesamt der Tätigkeit und den Umständen an zu passen.
Das Richtige trinken
In erster Linie muss man dem Körper das wieder zuführen, was er verloren hat: Wasser! Da auch Leitungswasser bereits viele wichtige Mineralien enthält und in Deutschland zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln zählt, sollte man wahlweise dies oder Mineralwasser trinken. In Urlaubsländern sei aber vor dem Trinken von Leitungswasser gewarnt – hier sollte man lieber auf abgefülltes Wasser oder isotonische Sportgetränke, die nicht allzu viel Zucker enthalten, ausweichen.
Koffein entzieht dem Körper Wasser?
Das ist eine bereits mehrfach durch Studien widerlegte Mär:
Mehrere Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sich die Wirkung von Kaffee auf den Flüssigkeitshaushalt des Körpers kaum von der von Wasser unterscheidet
Demnach entzieht der Koffein in einem Kaffee dem Körper durch erhöhten Harndran weniger Wasser als der Kaffee ihm zuführt. Deshalb muss man nicht auf Kaffee verzichten, man sollte ihn nur nicht voll zur getrunkenen Flüssigkeitsmenge über den Tag addieren. Übrigens ist das aus Tee bekannte Teein das exakt gleiche wie das Koffein aus Kaffee. Die unterschiedliche Bezeichnung rührt noch aus Zeiten zu denen man dachte, es handle sich um unterschiedliche Substanzen. Aus genau diesem Grund sollte man aber auch Kaffee oder Tee sowie Cola bzw. alle Koffeinhaltige Getränke nicht gegen den Durst trinken. Es spricht aber auch nichts dagegen diese, trotz tauchen, in gesunden Mengen zu konsumieren.
Salze zuführen
Durch das Schwitzen verliert der Körper viele wichtige Salze die man nicht allein durch das Trinken wieder rein bekommen kann. Eine Methode dieses aus zu gleichen ist es dies über die Nahrung, z.B. über Suppen, zu tun.
HINWEIS: Die Informationen in diesem Beitrag dienen lediglich als Anhaltspunkt und ersetzen keine individuelle medizinische Beratung oder eine Fachärztliche Behandlung. Irrtümer vorbehalten!