Korallenriffe sind eines der wertvollsten Ökosysteme unseres Planeten – sie bieten Lebensraum für unzählige Meeresbewohner, schützen Küsten vor Erosion und tragen zur Gesundheit der Ozeane bei. Doch durch den Klimawandel und menschliche Einflüsse sind sie stark bedroht. Als Taucher können wir aktiv zum Schutz der Korallen beitragen.
Die Gefahren des Klimawandels für Korallen
Der Klimawandel führt zu steigenden Wassertemperaturen, was eine der Hauptursachen für das sogenannte Korallenbleichen ist. Korallen leben in Symbiose mit Algen, die ihnen Nährstoffe liefern und ihre Farbe bestimmen. Steigt die Wassertemperatur zu stark, stoßen Korallen diese Algen ab – sie bleichen aus und verhungern langfristig. Zusätzlich macht die Ozeanversauerung den Korallen zu schaffen, da der sinkende pH-Wert der Meere das Wachstum und die Stabilität ihres Kalkskeletts beeinträchtigt. Ohne Gegenmaßnahmen könnten viele Riffe in den kommenden Jahrzehnten unwiederbringlich verloren gehen.
Neben der Temperaturerhöhung und Versauerung spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie etwa zunehmende Wetterextreme. Starke Stürme und Hurrikane können Korallenriffe erheblich beschädigen und ihre Erholungsfähigkeit verringern. Zudem tragen menschliche Aktivitäten wie Überfischung und Verschmutzung durch Plastikmüll oder landwirtschaftliche Düngemittel dazu bei, dass sich die Korallenriffe nicht mehr in ihrem natürlichen Tempo regenerieren können.
Ein weiteres Problem ist die Küstenerosion, die durch steigende Meeresspiegel verstärkt wird. Sedimente, die durch Abtragungen ins Wasser gelangen, können Korallen ersticken, da sie sich auf den empfindlichen Strukturen ablagern und den Lichteinfall verringern. Ohne ausreichendes Licht können Korallen und ihre symbiotischen Algen nicht überleben, was langfristig zu einem Rückgang der gesamten Riffstruktur führt.
Natürlich können wir als Einzelne Taucher oder als Gruppe den Klimawandel und die Verschmutzung der Meere nicht aufhalten. Doch jeder kann seinen Beitrag leisten. Beispielsweise durch die Reduktion des eigenen CO₂-Fußabdrucks: Auch wenn sich Urlaubsflüge nicht immer vermeiden lassen, gibt es Möglichkeiten, sie umweltfreundlicher zu gestalten. Dazu gehören CO₂-Kompensation, die Anreise zum Flughafen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Wahl von Fluggesellschaften mit einem höheren Anteil an nachhaltigem Kerosin oder das Reduzieren unnötigen Gepäcks, um Gewicht und Treibstoffverbrauch zu senken.
Zudem können wir aktiv Impulse setzen, um Plastikmüll in Urlaubsregionen zu vermeiden – etwa, indem wir in Resorts und Tauchbasen gezielt nachfragen, welche Maßnahmen sie für mehr Nachhaltigkeit ergreifen. Nur durch steigende Nachfrage wird sich langfristig etwas verändern. Besonders in Regionen wie Indonesien oder den Philippinen kann dies einen spürbaren Effekt haben.
Ein weiterer praktischer Beitrag: Taucher können ein kleines Müllnetz mitführen, um während des Tauchgangs Abfälle wie Plastikverpackungen oder verlorene Fischernetze einzusammeln. Solche kleinen, aber konsequenten Maßnahmen summieren sich zu einer großen Wirkung und helfen dabei, die Ozeane sauber und die Korallenriffe gesund zu halten.
Reef-Safe Sonnencreme: Ein kleiner Beitrag mit großer Wirkung
Chemische Sonnenschutzmittel sind ein unterschätztes Problem für Korallen. Inhaltsstoffe wie Oxybenzon und Octinoxat können Korallenlarven schädigen, das Korallenwachstum hemmen und zur Korallenbleiche beitragen. Studien haben gezeigt, dass bereits kleinste Mengen ausreichen, um Meeresorganismen negativ zu beeinflussen.
Jedes Jahr gelangen Tausende Tonnen Sonnenschutzmittel in die Ozeane – sei es durch Schwimmen, Duschen oder direkten Abfluss von Stränden. Besonders in beliebten Tauch- und Schnorchelgebieten ist die Konzentration dieser Schadstoffe hoch. Glücklicherweise gibt es Alternativen: Riff-freundliche Sonnencremes mit mineralischen UV-Filtern wie Zinkoxid oder Titandioxid sind eine umweltfreundliche Option. Diese filtern UV-Strahlen physikalisch, ohne dabei schädliche Chemikalien freizusetzen.
Marken wie Biosolis setzen auf natürliche Inhaltsstoffe ohne schädliche Chemikalien. Einige Länder wie Hawaii haben den Verkauf bestimmter Sonnencremes bereits verboten.
Bildung als Schlüssel: Der PADI Coral Reef Conservation Kurs
Ein wichtiger Schritt zum Schutz der Korallen ist Wissen. Der PADI Coral Reef Conservation Kurs vermittelt fundierte Kenntnisse über Korallenriffe, ihre Bedeutung und die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind. Zudem gibt er praktische Tipps, wie Taucher, Schnorchler und andere Wassersportler zum Erhalt der Riffe beitragen können.
Der Kurs behandelt unter anderem:
- Die biologische Struktur und Funktionsweise von Korallenriffen
- Die Hauptbedrohungen für Korallen und deren Ursachen
- Maßnahmen zum Schutz und zur Regeneration von Korallenriffen
- Wie man als Taucher und Meeresliebhaber aktiv zur Erhaltung der Riffe beitragen kann
Dieser Kurs ist nicht nur für Taucher geeignet, sondern auch für Naturliebhaber, die ein besseres Verständnis für die Unterwasserwelt erlangen und nachhaltiger handeln möchten. Meine bessere hälfte hat diesen Kurs auf Bonaire abgeschlossen und bekam bisher nicht geahnte Einblicke in das lokale Restauration-Projekt.
Vorsicht beim Tauchen: Keine Korallen berühren oder beschädigen
Viele Schäden an Korallen entstehen direkt durch Taucher. Schon eine leichte Berührung kann das empfindliche Gewebe verletzen und Infektionen verursachen. Schwebende Sedimente durch unachtsame Flossenschläge können Korallen ersticken. Jeder Taucher sollte daher:
- Eine gute Tarierung beherrschen, um unkontrollierte Berührungen zu vermeiden.
- Darauf achten, wo er sich festhält – niemals an Korallen!
- Darauf achten, dass seine Ausrüstung (z. B. Flossen, Schläuche oder Kameras) nicht mit Korallen in Kontakt kommt.
- Andere Taucher freundlich darauf hinweisen, falls sie unabsichtlich Schäden verursachen.
- An Riffschutzprojekten teilnehmen oder sich für Programme engagieren, die helfen, beschädigte Riffe zu restaurieren.
Korallen wachsen extrem langsam – oft nur wenige Millimeter bis Zentimeter pro Jahr. Eine unachtsame Bewegung kann Schäden verursachen, die Jahrzehnte brauchen, um sich zu regenerieren.
Fazit: Jeder Taucher kann helfen
Der Schutz der Korallen beginnt mit Wissen und bewusstem Handeln. Ob durch die Wahl der richtigen Sonnencreme, die Teilnahme an einem spezialisierten Kurs oder achtsames Verhalten im Wasser – jeder Beitrag zählt. Denn gesunde Korallenriffe bedeuten nicht nur wunderschöne Tauchgänge, sondern auch den Fortbestand eines der faszinierendsten Ökosysteme unserer Erde.
Zusätzlich können Taucher sich für Umweltprojekte engagieren, wie beispielsweise Aufräumaktionen zur Entfernung von Geisternetzen und Plastikmüll aus dem Meer. Organisationen wie „Reef Check“, „The Ocean Cleanup Foundation“ oder „Project AWARE“ bieten Möglichkeiten, aktiv mitzuwirken und langfristig einen positiven Einfluss auf die Unterwasserwelt zu nehmen.
Wenn jeder Taucher ein wenig mehr auf sein Verhalten achtet, können wir gemeinsam dazu beitragen, dass zukünftige Generationen die Schönheit der Korallenriffe genauso erleben können, wie wir es heute tun.