Vorteile von Nitrox für Sporttaucher

Enriched Air Nitrox (EANx) – der Begriff klingt technisch, fast schon wie etwas für Berufstaucher oder Tech-Enthusiasten. Doch immer mehr Sport- und Freizeittaucher setzen auf das gasförmige Gemisch aus Stickstoff und Sauerstoff, das in seiner Zusammensetzung leicht, aber entscheidend vom herkömmlichen Pressluftgemisch abweicht. Warum? Ganz einfach: Längere Nullzeiten, kürzere Oberflächenpausen, mehr Komfort – das verspricht das Tauchen mit Nitrox. Aber ist das wirklich so einfach?

In diesem Beitrag erfährst du alles, was du als Sporttaucher über Nitrox wissen musst – inklusive Vor- und Nachteile, praktischer Anwendungen und ob sich der Kurs für dich lohnt.

Was ist Nitrox überhaupt?

Nitrox – oder genauer: Enriched Air Nitrox (EANx) – ist ein Atemgasgemisch mit einem höheren Sauerstoffanteil als normale Pressluft. Während normale Druckluft etwa 21 % Sauerstoff und 79 % Stickstoff enthält, liegt der Sauerstoffanteil bei Nitrox üblicherweise zwischen 32 % und 36 %.

Das bedeutet im Umkehrschluss: weniger Stickstoff – und genau das ist der Clou.

Denn beim Tauchen ist der Stickstoff der limitierende Faktor: Er wird unter Druck vom Körpergewebe aufgenommen und muss nach dem Tauchgang langsam wieder abgegeben werden. Zu viel Stickstoff im Körper (insbesondere beim Aufstieg) kann zur gefährlichen Dekompressionskrankheit führen. Nitrox reduziert durch den geringeren Stickstoffanteil genau dieses Risiko – oder verlängert je nach Tauchprofil die Nullzeit, also die Zeit, die du ohne Dekompressionsstopps auf einer bestimmten Tiefe verbringen kannst.

Vorteile von Nitrox für Sporttaucher

  1. Längere Nullzeiten in moderaten Tiefen

Das wohl meistzitierte Argument für Nitrox: mehr Zeit auf Tiefe – zumindest dort, wo es zählt. Während der Effekt in sehr flachen Tauchgängen kaum spürbar ist, können auf 18–30 Metern deutliche Unterschiede entstehen:

TiefeNullzeit mit Luft (21%)Nullzeit mit EANx32
18 mca. 56 Minutenca. 95 Minuten
30 mca. 20 Minutenca. 30 Minuten

Hinweis: Die Werte können je nach Tauchcomputer und Tabelle leicht variieren.

Gerade auf Tauchgängen mit längerer Verweildauer – z. B. bei Wracktauchgängen oder beim Beobachten von Meereslebewesen – macht das einen echten Unterschied.

  1. Weniger Stickstoffaufnahme = geringeres Deko-Risiko

Auch wenn du die längeren Nullzeiten nicht ausnutzt, hat Nitrox einen entscheidenden Vorteil: Du nimmst weniger Stickstoff auf, was dein Gewebe entlastet. Das kann helfen, das Risiko einer Dekompressionskrankheit (DCS) zu reduzieren – besonders bei mehreren Tauchgängen pro Tag, bei Tauchsafaris oder bei anspruchsvollen Tauchprofilen.

  1. Kürzere Oberflächenpausen

Wer kennt es nicht: Der erste Tauchgang war toll, aber der zweite ist erst in 2 Stunden möglich – wegen der empfohlenen Oberflächenpause. Mit Nitrox kann sich diese Zeit verkürzen, weil der Körper schneller wieder „bereit“ ist – durch die geringere Stickstoffsättigung.

  1. Weniger Müdigkeit nach dem Tauchen?

Ein oft berichteter, aber nicht wissenschaftlich eindeutig belegter Vorteil: Viele Taucher fühlen sich nach Nitrox-Tauchgängen weniger müde oder „benommen“. Auch wenn das individuell sehr unterschiedlich ist, scheint es in der Praxis häufig vorzukommen – vielleicht durch die geringere Stickstoffbelastung.

Aber: Nitrox hat auch Nachteile

So verlockend die Vorteile klingen – Nitrox ist kein Zaubermittel. Es gibt auch klare Einschränkungen und Risiken, über die du dir im Klaren sein solltest:

  1. Sauerstoff kann toxisch wirken

Ab einer gewissen Tiefe wirkt Sauerstoff toxisch – das Risiko einer sogenannten sauerstoffinduzierten Krampfsymptomatik (ZNS-Toxizität) steigt mit dem Sauerstoffanteil im Atemgas.

Die sogenannte MOD (Maximum Operating Depth), also die maximale Tiefe, bei der ein Nitrox-Gemisch sicher verwendet werden kann, ist limitiert:

  • EANx32: max. ca. 34 m
  • EANx36: max. ca. 29 m

Tiefer als die MOD zu tauchen ist lebensgefährlich – hier ist genaue Tauchgangsplanung und Disziplin gefragt.

  1. Kein Vorteil bei sehr tiefen Tauchgängen

Weil Nitrox eine tiefenbegrenzende Wirkung hat, ist es nicht für tiefes Tauchen geeignet. Für Tauchgänge über 35 Meter kommt in der Regel wieder normale Pressluft oder spezielle Trimix-Gemische zum Einsatz.

  1. Tanks müssen speziell gekennzeichnet und analysiert werden

Beim Tauchen mit Nitrox ist Sorgfalt Pflicht: Du musst vor jedem Tauchgang den Sauerstoffanteil in deiner Flasche mit einem Analysegerät selbst überprüfen und die MOD entsprechend berechnen. Außerdem müssen Tanks für Nitrox entsprechend gekennzeichnet sein.

  1. Nicht jeder Tauchcomputer ist kompatibel

Wenn du mit Nitrox tauchen willst, brauchst du einen Nitrox-fähigen Tauchcomputer – und musst diesen vor jedem Tauchgang auf den jeweiligen O₂-Wert einstellen. Vergisst du das, bringt dir Nitrox keinen Sicherheitsvorteil – im Gegenteil.

Für wen lohnt sich Nitrox?

Ob Nitrox für dich sinnvoll ist, hängt von deinem Tauchstil ab:

TaucherprofilLohnt sich Nitrox?Warum?
Urlaubstaucher mit 1 Tauchgang pro TagEher nichtDer Effekt ist minimal, der Aufwand relativ groß
Tauchsafari oder 2–3 Tauchgänge täglichJa!Weniger Stickstoff, kürzere Pausen, geringeres Deko-Risiko
Wrack- und Rifftaucher (20–30 m)JaLängere Nullzeiten machen den Unterschied
Tech-Taucher oder sehr tiefe TGsNeinNitrox reicht hier nicht – es braucht spezielle Gase
Anfänger mit wenig ErfahrungBedingtNach dem OWD lieber erstmal Routine entwickeln, dann Nitrox
Taucher mit gesundheitlichen BedenkenJa, nach ärztlicher AbspracheGeringere Stickstoffbelastung kann sinnvoll sein

Wie läuft ein Nitrox-Kurs ab?

Sowohl PADI als auch SSI bieten Nitrox-Spezialkurse an, die meist theoretisch ablaufen und in wenigen Stunden absolviert werden können – oft sogar online oder an einem halben Tag im Tauchcenter. Ein Tauchgang ist nicht zwingend erforderlich, aber oft empfehlenswert.

Inhalte des Kurses:

  • Grundlagen der Tauchphysik mit EANx
  • Risiken und Vorteile
  • MOD und Sauerstofftoxizität
  • Planung von Nitrox-Tauchgängen
  • Umgang mit Analysegeräten

Weitere Infos findest du bei:

Mein Fazit: Für viele Freizeittaucher eine lohnende Investition

Nitrox ist kein Wundermittel – aber für viele Sport- und Freizeittaucher eine sehr sinnvolle Ergänzung. Wer regelmäßig taucht, längere Nullzeiten nutzen möchte oder an aufeinanderfolgenden Tagen oder auf Safaris unterwegs ist, profitiert spürbar von Enriched Air.

Wichtig ist, dass man den Umgang mit Nitrox versteht und ernst nimmt – insbesondere die Sauerstoffgrenzwerte und die Notwendigkeit der Flaschenanalyse. Wer das beachtet, kann mit Nitrox sicherer, entspannter und oft auch länger tauchen.

Deine Meinung?

Tauchst du bereits mit Nitrox? Planst du den Kurs oder hast du Fragen zur Anwendung? Schreib mir gern einen Kommentar oder teile den Beitrag mit deinen Buddy-Tauchern – je mehr Leute informiert tauchen, desto sicherer ist unser gemeinsames Hobby.


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