Atemregler-Konfiguration: Longhose vs. Secondary Donate

Die Wahl der richtigen Atemregler-Konfiguration ist für Taucher von entscheidender Bedeutung, sowohl für die eigene Sicherheit als auch für die des Tauchpartners. Eine durchdachte Konfiguration erleichtert nicht nur den normalen Tauchablauf, sondern kann in einer Stresssituation oder einem Notfall sogar lebensrettend sein. Traditionell wird in vielen Tauchschulen die „Secondary Donate“-Konfiguration gelehrt, bei der der Taucher im Notfall seinen zweiten Atemregler abgibt. In den letzten Jahren gewinnt jedoch die „Longhose“-Konfiguration nach DIR (doing it right), ursprünglich aus dem technischen Tauchen stammend, auch im Freizeittauchen an Beliebtheit.

In diesem Artikel stelle ich beide Systeme detailliert vor, beleuchte ihre Vor- und Nachteile und erläutere, warum ich mich persönlich für die Umstellung auf die Longhose-Konfiguration entschieden habe. Mein Ziel ist es, anderen Tauchern eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten, um die für ihre Bedürfnisse optimale Konfiguration zu finden.

Klassische „Secondary Donate“-Konfiguration

Aufbau und Handhabung

In der klassischen „Secondary Donate“-Konfiguration verwendet der Taucher einen primären Atemregler mit einer Schlauchlänge von etwa 75–80 cm, der über die rechte Schulter zum Mund geführt wird. Der alternative Luftversorger, oft als „Octopus“ bezeichnet, ist mit einem etwas längeren Schlauch von ca. 90–110 cm ausgestattet. Dieser Octopus wird typischerweise unter der rechten Schulter entlanggeführt und innerhalb des sogenannten „Zugriffsdreiecks“ (zwischen Kinn und Brustkorb) befestigt – entweder in einer Clip-Halterung oder in einer flexiblen Silikonhalterung.

Im Notfall spendet der Taucher seinen alternativen zweiten Atemregler an den in Not geratenen Taucher und atmet selbst weiterhin durch seinen primären Atemregler.

Vorteile

  • Einfache Handhabung: Die meisten Taucher sind mit dieser Konfiguration vertraut, da sie in Grundkursen standardmäßig gelehrt wird.
  • Verbreiteter Standard: Viele Tauchschulen und Verleihstationen arbeiten mit dieser Konfiguration, was die Vertrautheit und Austauschbarkeit erleichtert.
  • Kompaktheit: Die kürzeren Schläuche reduzieren das Risiko, dass sich die Ausrüstung verheddert oder unkontrolliert herumflattert.

Nachteile

  • Mögliche Verunreinigung des Octopus: Da der Octopus während des Tauchgangs oft ungenutzt bleibt, kann sich Schmutz oder Sand ansammeln. Bei schlechten Befestigungslösungen hängt er manchmal lose und schlägt gegen Felsen oder den Grund.
  • Begrenzte Bewegungsfreiheit im Notfall: Die Schlauchlängen können die Bewegungsfreiheit einschränken, insbesondere wenn zwei Taucher eng beieinander schwimmen müssen. In engeren Umgebungen kann dies kritisch werden.
  • Stress bei plötzlichen Notfällen: Der in Not befindliche Taucher greift oft nach der ihm zuerst zur Verfügung stehenden Luftquelle – dem primären Atemregler des Spenders. Wenn dieser darauf nicht eingestellt ist und seinen eigenen Octopus nicht schnell findet, kann dies zu kritischen Situationen führen.

„Longhose“-Konfiguration

Aufbau und Handhabung

Die „Longhose“-Konfiguration stammt ursprünglich aus dem technischen- und Höhlentauchen, hat sich aber aufgrund ihrer Sicherheitsvorteile auch im Freizeittauchen etabliert. Hierbei trägt der Taucher einen primären Atemregler mit einem langen Schlauch von 150–210 cm Länge. Dieser Schlauch wird vom ersten Atemreglerstufe über die rechte Körperseite geführt, unter dem rechten Arm entlang, einmal quer über die Brust, hinter den Kopf und schließlich in den Mund.

Der alternative Atemregler befindet sich an einem kürzeren Schlauch (ca. 55 cm) und hängt an einem elastischen Band („Necklace“) direkt unter dem Kinn des Tauchers. Im Notfall gibt der Taucher seinen primären Atemregler mit dem langen Schlauch an den in Not geratenen Taucher ab und wechselt selbst auf den Backup-Regler, der immer griffbereit unter dem Kinn liegt.

Vorteile

  • Maximale Sicherheit: Der in Not geratene Taucher erhält den auf jeden Fall funktionierenden Atemregler direkt aus dem Mund des spendenden Tauchers – ohne Risiko einer Verunreinigung oder Fehlfunktion.
  • Mehr Bewegungsfreiheit: Der lange Schlauch erlaubt es beiden Tauchern, auch in engen Passagen (z.B. in Wracks oder Höhlen) nebeneinander oder in Reihe zu schwimmen, ohne sich gegenseitig zu behindern.
  • Erleichterte Kommunikation und Kontrolle: Der spendende Taucher kann sich durch die flexible Schlauchführung leichter drehen, nach seinem Buddy schauen und sicherstellen, dass dieser stabil atmet.
  • Schnelles Backup: Der eigene Backup-Regler befindet sich gut erreichbar unter dem Kinn – kein hektisches Suchen nach einem möglicherweise losgelösten Octopus.
  • Geschütztes Backup: Der Octopus befindet sich sehr stromlinienförmig direkt am Taucher und hängt nicht, wie meist üblich, herunter und kann sich verfangen oder sich verdrecken.

Nachteile

  • Gewöhnungsbedürftige Handhabung: Die Führung und das Verstauen des langen Schlauchs erfordert etwas Übung, um sicherzustellen, dass er nicht herumschlägt oder sich verheddert.
  • Anschaffungskosten und Anpassungen: Wer seine bestehende Ausrüstung umrüsten möchte, muss möglicherweise in einen längeren Schlauch, eine Halsbandhalterung und eventuell andere Kleinteile investieren.
  • Erfahrung Tauchbuddies: Die meisten Taucher kennen Primary Donate nicht. Es ist daher empfohlen vor dem Tauchen mit einem neuen Buddy dies explizit zu erwähnen und deutlich zu sagen, dass im Falle einer Luftspende du den primären Atemregler spenden wirst.

Persönliche Erfahrungen und Gründe für die Umstellung auf die Longhose

Ich habe lange Zeit die klassische Konfiguration verwendet, bis ich in einer Trainingssituation einen simulierten Luftnotfall erlebte. Ich hatte jedoch immer Schwierigkeiten den Octopus zuverlässig dicht am Körper zu befestigen sodass er nicht herunterhing, sich löste oder im Dreck schliff. Nach vielem Herumprobieren habe ich die Vorteile der Longhose Konfiguration erlebt und war sofort überzeugt.

Die zusätzliche Bewegungsfreiheit, das sofort verfügbare Backup und die entspanntere Buddy-Führung haben mir ein deutlich sichereres Gefühl gegeben. Insbesondere bei anspruchsvolleren Tauchgängen, etwa in Strömungen oder engeren Gebieten, fühlte ich mich mit der Longhose deutlich flexibler und besser vorbereitet. Ausserdem gibt es kein sich lösenden Octopus mehr und alles liegt immer eng am Taucher. Ein weiterer Vorteil ist, dass man mit dem primären Atemregler eine deutlich bessere Kopf-Bewegungsfreiheit hat und trotzdem keinen großen Loop an Schlauch seitlich am Kopf hat da sich der Schlauch quasi hinten um den Nacken direkt eng am Körper herum windet.

Fazit

Die Wahl der richtigen Atemregler-Konfiguration hängt von den individuellen Bedürfnissen, der Art des Tauchens und den persönlichen Vorlieben ab. Die „Longhose“-Konfiguration bietet viele Sicherheitsvorteile und eine größere Bewegungsfreiheit, während die klassische „Secondary Donate“-Konfiguration für Gelegenheits- und Anfängertaucher einfacher zu handhaben ist.

Wer bereit ist, ein wenig Zeit in die Umstellung und Übung zu investieren, wird mit der Longhose-Konfiguration jedoch langfristig ein höheres Sicherheitsgefühl und mehr Flexibilität unter Wasser genießen. Egal, für welche Konfiguration ihr euch entscheidet: Das wichtigste ist, dass ihr sie im Notfall sicher und routiniert beherrscht.


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